[Gruppe]Back to work

"Oh, wahrscheinlich auf meinen Anpfiff."  Schmunzelnd gesellte sich Mikel zu der Gruppe rund um die Neuzugänge. Ihm kam es durchaus entgegen, dass er so den deutschen Havertz ebenso in den Blick nehmen konnte, wie den Briten Rice - und das ganz ohne seine Aufmerksamkeit zwischen zwei Spielen teilen zu müssen. Außerdem hatte er so ein Auge auf seinen Sohn und konnte seine Versprechen, diesen nicht sich selbst zu überlassen, Lorena gegenüber einhalten.  Kurz sah er auf seine Armbanduhr, bevor er die Pfeife zwischen die Lippen nahm.  Für zweimal eine Viertelstunde reichte die Zeit vor der Pause noch.  Seine Assistenten hatten je ein weiteres Spiel im Auge, so dass er sich in der Lage sah, hier als Schiedsrichter zu fungieren.  Mit einem Kopfnicken versicherte er sich der Spielbereitschaft diverser Teams bevor er mit einem lauten Pfiff anpfiff. 
Hier würde er wohl ab und zu mal zu einem kurzen Wechsel auffordern, damit sein Sohn wenigstens ab und zu zum Zuge kommen konnte.  Zufrieden sah er, dass auch die anderen Dreierteams sich gefunden hatten. in seinem Team gab es also bis auf Weiteres weder Außenseiter noch wurde Jemand ausgegrenzt.  "Hey, Saka - das kannst Du besser. " Beinahe hätte er Saka ernsthaft angepfiffen, so er nicht den Eindruck gewonnen hätte, dass mit diesem Irgendetwas nicht stimmte.  Saka war fahrig, unkonzentriert und vor Allem seine Reaktionszeit war deutlich langsamer, als man es von ihm kannte. Was war nur los mit ihm? "Okay, Du brauchst wohl eine kurze Pause.. Daniel?" Mikel unterbrach kurz das Spiel und deutete den Wechsel an.

“Dann finden wir noch einen.”, sagte Emile schließlich. Doch Gabi Jesus schien gerade ganz andere Gedanken zu haben. Er schien Daniel komplett ignorieren zu wollen, als er vorschlug, Martinelli und Havertz noch dazu zu holen. Er schaute ihn an und schüttelte leicht unverständlich den Kopf. Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, pfiff er die beiden Spieler schon heran. Nicht, dass der junge Fußballer etwas gegen die beiden hatte. Mit Gabriel Martinelli kam er wahnsinnig gut aus, sie spielten immerhin auch schon eine Weile zusammen und Kai schien eigentlich auch ein echt netter Typ zu sein. Doch war es nicht nur das, er forderte Daniel nun auch auf, ihnen den Ball zu geben. Dass dieser leise protestierte, konnte er wahnsinnig gut verstehen. Das war gerade ein unglaublich enttäuschender Moment, wenn man es genau nahm. “Du bekommst noch deine Chance, versprochen.”, sagte Emile an ihn gewandt und lächelte zuversichtlich.

Dann blickte er aber zu Gabriel Jesus. “Sei nicht so viel zu ihm.”, stellte er klar. Und ja, Emile mochte grundsätzlich keine Konflikte, aber hin und wieder ließen sie sich eben nicht vermeiden und manchmal war es eben richtig, für jemanden einzustehen, wie in diesem Fall für Daniel. Schließlich starteten sie aber erst einmal ihre Partie. Er versuchte sich gerade einfach darauf zu konzentrieren. Allerdings schien sein bester Freund gerade ein paar Schwierigkeiten zu haben, was auch ihrem Trainer auffiel, der ihm schließlich nach einer Weile eine Pause vorschlug und meinte, dass Daniel für ihn spielen konnte. Ein Lächeln schlich auf seine Lippen und er musste nicht in Gabis Gesicht blicken, um zu wissen, dass dieser das sicherlich nicht so toll fand. “Na komm.”, sagte er an Daniel gewandt, damit er den Platz an seiner Seite einnahm. Jeder fing halt mal an.

Declan wollte sich einfach auf seine neue Herausforderung freuen. Und dass sie es heute vielleicht noch ein wenig entspannter angingen, war für den ersten Tag auch in ordnung. Immerhin hatten doch alle schon die einen oder anderen Tests hinter sich. Er wusste, dass es bei den nächsten Trainingseinheiten natürlich noch einmal etwas anderes war. Vermutlich hätte er auch nichts dagegen gehabt, wenn der Junge von Mikel Arteta wirklich ein Teil des Spiels gewesen wäre. Er hätte ein wenig was davon mitnehmen können, aber Gabriel Jesus schien kein allzu großer Fan von dieser Idee zu sein und ja, er zeigte es nicht nur mit Mimik oder Gestik, er sprach es sogar direkt aus. Declan hob eine Augenbraue und ja, normalerweise hätte er seine Meinung dazu geäußert, aber es war der erste Tag beim Team. Vielleicht würde das dann nicht ganz so gut rüberkommen.

“Ich denke, er kann ein wenig was von uns lernen und das ist doch auch gut.”, gab er dann lediglich zu Bedenken, ohne eine große Diskussion starten zu wollen. Allerdings hatte Kai ja ebenfalls was gesagt und gerade Emile schien in diesem Moment für den Arteta Spross einzustehen. Sie fingen nun mit dem Spiel an und jeder hatte so seine Chance, sich von der besten Seite zu zeigen. Der Trainer schien nicht ganz so zufrieden mit der Leistung von Bukayo zu sein, dem er nun eine Pause geben wollte und dafür seinen Sohn einwechseln wollte. Declan hoffte allerdings inständig, dass das nicht gleich die nächste Diskussion geben würde. Aber wohl kaum direkt vor den Augen des Trainers. Oder doch?

Anerkennend nicke Bukayo, als Declan äußerte, dass Daniel Arteta beim Mitmachen durchaus von ihnen lernen konnte.  Das war eine Einschätzung, die er teilte, und er rechnete es Declan an, dass dieser als Einer der Neuen im Team, bereits die Stimme gegen Gabriel erhoben hatte.  Nicht nur Declan, sondern auch Havertz fand Worte, um Daniel zu unterstützen und ausgerechnet Emile bot dem Brasilianer sogar die Stirn. Das erstaunte Bukayo, der Emile bisher als eher als konfliktscheu oder zumindest eine Konfrontation vermeidend erlebt hatte. Er geriet oft genug mit Gabriel aneinander, wobei er sich meistens zurückzog, statt sich auf eine Auseinandersetzung einzulassen.  Mit Gabriel war einfach nicht gut Kirschen essen und sein Verhalten Daniel gegenüber war nun einmal so typisch Gabriel, dass es zu erwarten gewesen war.  Daniel hatte mit den Dreien genug Fürsprecher, so dass Bukayo nichts mehr dazu sagte. Als er seine Position neben Emile einnahm, stupste er Daniel im Vorbeigehen aufmunternd an.  So, wie er den gerade das Spiel anpfeifende Arteta kannte, würde dieser schon dafür sorgen, dass Daniel seine Chance bekam.  Kaum dass Daniel sich zurückgezogen und den Ball frei gegeben hatte, wurde das Spiel auch schon angepfiffen.  Für ihn überwog die Spielfreude, so dass er die gefühlte Ablehnung Gabriels für den Augenblick völlig vergaß. 
Allerdings wollte ihm heute nicht Viel gelingen. Er reagierte um den Bruchteil einer Sekunde zu spät und das reichte aus, um den Schuss zu verziehen. Sich bei Emile entschuldigend winkte er diesem zu, während Gabriel ein "Die Firma dankt." verlauten ließ. Eigentlich hatte er Emile den Ball zuspielen wollen, aber einen Unschärfe in seinem Blickfeld hatte ihn sich so verschätzen lassen, dass statt Emile Gabriel auf der Gegenseite an den Ball herankam. Dieser zog gnadenlos in Richtung Tor ab, während Bukayo sich fragte, warum ihm heute gefühlt nichts gelang. Genau genommen stand er neben sich und das schien auch Mikel zu bemerken, der ihm eine Pause vorschlug. 
Im ersten Augenblick wollte Bukayo protestieren, verließ dann aber doch wortlos und mit hängenden Schultern das kleine Spielfeld. Arteta hatte Recht: Er war total übermüdet. Das einzig Gute daran war, dass nun Daniel seine Position an Emiles Seite einnahm. Mißmutig musterte er kurz den Kasten mit den Wasserflaschen am Rande des Trainingsplatzes und schüttelte den Kopf. Er fühlte sich zwar, als ob er mehr als ein Bier zu viel getrunken hätte, konnte dafür aber wohl kaum das Wasser verantwortlich machen.  Besorgt sah Mikel ihn an, so dass er diesem zu verstehen gab, dass er nicht verletzt oder krank, sondern nur extrem müde war. Mit dem Jetlag nach langem Flug konnte er sein Leistungstief begründen, ohne schwindeln zu müssen. Nach kurzer Absprache warf er einen letzten Blick auf das Spielfeld, wo sich Gabriel Martinelli gerade mit Declan oder Emile über den Ball herkriegte. 
"Geh' ruhig schon in die Pause.  Auf die Viertelstunde kommt es nicht an."  
"Okay - Danke, Trainer." Froh, dass Mikel ihm offenbar nichts vorwarf, ging Bukayo am Spielfeldrand entlang und verschwand schließlich im Inneren des Trainingscenters. 
In der Kabine entledigte er sich seiner Schuhe und begab sich in einen der Ruheräume. Nur einen Moment... Er ließ sich auf die Ruheliege nieder und war bereits eingeschlafen, bevor er sich der Länge nach ausstrecken konnte.

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Gabriel Jesus




Echt, Ihr könnt mich alle mal!  Mit versteinerter Miene starrte Gabriel Löcher in die Wiese zu seinen Füßen. Als ob die Wiese für seine Laune verantwortlich wäre!  ER hielt nun einmal nicht viel davon, einen Zwölfjährigen mit ihnen gemeinsam trainieren zu lassen. Natürlich hatte Rice nicht ganz unrecht. Lernen konnte der Junge vielleicht etwas von Ihnen, aber er konnte auch die unschöne Erfahrung machen, nicht gut genug zu sein oder auf Ablehnung statt auf Anerkennung zu stoßen. Legte man damit nicht den ersten Grundstein für eine durch Ausgrenzung entstehende Sozialphobie?  Auch Havertz setzte sie für Daniel ein und von Emile, ausgerichtet von so einem Kindskopf, musste er sich sagen lassen, er sei fies zu Daniel - nur weil er ein Zusammenspiel mit Martinelli und Havertz für fairer hielt, als den Jungen in Grund in Boden zu spielen?!  Wenn Ihr glaubt, ich halte mich nun um Daniels Willen zurück oder trainiere unter Niveau habt Ihr Euch echt geschnitten - mit mir nicht. Gabriels Unzufriedenheit über die Gesamtsituation legte sich im Laufe der ersten Spielminuten. Immerhin brauchte er sich nicht wegen eines Zwölfjährigen zurückzunehmen und unter Niveau zu trainieren, nur um diesen nicht zu überfordern. Von daher war also erst einmal alles Gut und er fand sowohl seinen Rhythmus als auch Gefallen an ihrem Drei-gegen-Drei.  Rice auf der Gegenseite und Havertz in seinem Dreierteam fanden sich schnell in die Spielweise ein.  Sie funktionierten bereits ganz gut im Team, stellte Gabriel zufrieden fest. Mit den Beiden konnte man also arbeiten und er schätzte, dass er über die Ballwechsel hinaus ganz gut mit ihnen auskommen könnte - jedenfalls so lange sie nicht von ihm erwarteten, dass seine Spielweise einem Teenie anpasste. Damit schien Saka kein Problem zu haben. Dieser spielte wie ein Anfänger und verfehlte mehr als einmal den Ball oder verpatzte eine Vorlage.  Gabriel hatte keine Idee, was mit dem Kollegen nicht stimmte, als er wieder einen Fehlpass schlug. Der Ball hatte wohl von Emile angenommen und auf Rice weitergegeben werden sollen, aber Saka verschätzte sich gleich um mehrere Zentimeter. Emile konnte den Ball unmöglich rechtzeitig annehmen, so dass es Gabriel gelang mit seinen langen Bein dazwischen zu grätschen. "Die Firma dankt," rief er dem verdutzt und enttäuscht dreinblickenden Bukayo zu, während er mit dem Ball vor dem Fuß auf das Tor zustürmte.  Entweder hatte Arteta seinen Versuch, abzuschließen nicht gesehen oder er hatte Angst den neuen Torwart zu überfordern - jedenfalls unterbrach er das Spiel noch bevor Gabriel abschließen konnte.  Verärgert gab er dem Ball einen herben Tritt, bevor er ihn schließlich an der Seitenlinie liegen ließ. Kritisch beäugte er Daniel Arteta, der nun für Saka das Spielfeld betrat und sofort von Emile an dessen Seite gewunken wurde.  Hoffentlich wusste Emile, was er da tat. Gabriel bezweifelte, dass Daniel würde einen Flügelspieler angemesssen ersetzen konnte. Allerdings war er weder Trainer noch Schiedsrichter, so dass er mit dieser Entscheidung wohl widerwillig leben musste.

Kopfschüttelnd sah Mikel Saka hinterher. Hoffentlich war dieser nur nach langer Reise übermüdet oder kämpfte mit einem Jetlag. Nur am Rande hatte Mikel gehört, dass Saka erst am Vortag aus dem Urlaub gekommen war. Wahrscheinlich hatte er diesen in Lagos verbracht und das lag nun einmal nicht um die Ecke, sondern gefühlt am anderen Ende der Welt. Über die Möglichkeit, dass Saka sich auch hätte eine gefährlichere Krankheit einfangen können, wollte er erst gar nicht nachdenken. Stattdessen pfiff er das Spiel für eine letzte Viertelstunde wieder an und beobachtete, sie sich Havertz und Rice nicht nur geschickt in das Spielgeschehen sondern auch in das Team einfügten. Beinahe, als ob sie schon immer zu uns gehört hätten... Mit den Leistungen der Beiden konnte er mehr als nur zufrieden sein und an einem Mangel an Motivation oder Abschiedsschmerz litten sie offenbar auch nicht.  Bei Rice wäre das natürlich nicht zu erwarten gewesen, aber bei dem aus Deutschland stammenden Havertz hätte es ihn nicht gewundert.   Es war gut, dass Fußball eben schlicht Fußball war und in allen Ländern der Welt auf gleiche Weise gespielt wurde. Zufrieden lächelnd nickte er Emile und Declan zu, die immer wieder seinen Sohn in das Spiel einzubinden versuchten. Das gelang ihnen mal mehr und mal weniger gut, weil Daniel eben noch nicht annähernd so viel Erfahrung und Können besaß, wie die beiden Nationalspieler.  Nach einem kurzen Blick auf die Uhr ließ er die Jungs den Spielzug beenden, bevor er schließlich das Spiel abpfiff und damit die Mittagspause einläutete.  Erst nach der Pause, wenn alle Mitglieder des Kaders sich zunächst auf der Wiese eingefunden hatte, würde er die Neuzugänge offiziell im Team begrüßen, vorstellen und weitere personelle Veränderungen des FC Arsenal bekannt geben. Auf die Reaktion der Jungs auf die Vorstellung Laura Trossard-Hilvens als für den Verein tätig Psycho-Therapeutin war er allerdings gespannt. 

"Jungs - genießt Eure Mittagspause. Wir treffen uns um  14.45 h zu einer kurzen Teamsitzung auf dem Trainingsplatz wieder.  Im Anschluss stehe ich Euch natürlich wie gewohnt noch für Fragen und Anregungen zur Verfügung."  Er verabschiedete das Team, forderte Daniel auf, ihm zu folgen und verließ den Trainingsplatz in Richtung des Parkplatzes.  Es war noch früh, so dass er noch gut eineinhalb Stunden Zeit für eine Pause hatte - und die gedachte er, daheim bei seiner Familie zu verbringen. Es hatte also durchaus etwas für sich, unweit des Trainingsgeländes zu wohnen.